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Inhaltsverzeichnis |
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Vorwort
Eine gesicherte Herleitung des Familiennamens Boll, wie etwa bei Namen, die sich aus Berufen herleiten lassen, wie z. B. Fischer ist nicht bekannt. Dies ist etwas befremdend, da der Name doch relativ häufig vorkommt und eine große Verbreitung in Deutschland einnimmt.
Der Name Boll hat in den Urkunden (Kirchenbüchern) über die Jahrhunderte praktisch keine Wandlung erfahren. Manche frühen Einträge verzichten zwar auf das zweite l (Bol), und einer der frühesten Einträge enthält den Dehnlaut h(Bohl).
Ansonsten dominiert die heutige Schreibweise Boll in einem Maße wie es bei anderen Namen kaum vorkommt.
Verbreitung des Namens
Ortsbezeichnungen
Zahlreiche Orte in Deutschland führen einen boll-verwandten Namen. Boll im Namen haben dabei ca. 43 Orte, böll ca. 7 Orte, bohl ca. 10 Orte und böhl ca. 15 Orte.
Verteilung der Telefonbucheinträge zum Namen Boll
Wie die Grafik unten Zeigt, ist der Familienname Boll in Deutschland recht häufig und ziemlich gleichmäßig verteilt. Nicht nur in hügeligen, sondern auch in flachen Landesteilen sind die Namensträger zum Teil in großer Zahl anzutrefffen.
Theorien zur Namensbedeutung und Herkunft.
Grimms Wörterbuch 1860
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BOLL,
ablaut von bellen, für ball, pl. bollen, part. gebollen: disz geschach zur zeit, da die häuser flogen, die bauren bollen, die hund mit spieszen heraus loffen. bienenk. 182b; die tumultuanten bollen. J. P. lit. nachl. 4, 170; und wie wol die arzte solche haben nit in der specifica scientia gesetzt, sondern mit den unerfahrnen astronomis gebollen, es ist melancholia. Paracelsus 1, 49b. mit der menge bellen heiszt ihrer meinung folgen müssen. |
BOLL, rotundus, tumidus, turgidus steht bei Henisch 448, wol nur aus Kilian aufgeführt, auch bei Stieler 211, nnl. sagt man bol van aangezicht, geschwollen; im Bremer wb. 1, 113 findet sich boll rund, kuglicht und steif: dat ledder is to boll, corium turget. ahd. mhd. denkmäler kennen kein solches adj., es wäre doch möglich, und mit boln werfen, bolle knospe zusammentreffend, vgl. bolster. |
BOLLAUGE, n. oculus prominens. Stalder 1, 199, bei Nemnich bollerauge, auge, das sich vorwirft, starr blickt? oder wie eine bolle (gemma) vorragt? |
BOLLE, f. alveus, bei Alberus boll, nart (s. narde), tiefschüssel, auch heute noch in der Wetterau hohlrunde, muldenartige, hölzerne schüssel zum küchengebrauch, ein grosz new bullen verzeichnet eine Büdinger rechnung von 1558; im vocab. ex quo von 1469 fodula ein bolle, proprie kochkelle; asze der kutteln und pfutteln sechzehen seifkessel, zwen amen, sechs nossel, zwo schaufel und zwo bollen voll. Garg. 82 a; derhalben auf den rebentroll, es gilt dir voll ein boll (einen napf), so wirst zeitlich doll. groszm. 116. man denkt zunächst ans engl. bowl napf, und deutscher wäre punschbolle als punschbohle. am Neckar ist boll eine wasserschöpfe, mulde, haustrum, man hört dort:
wann der wein erfriert in der woll,
so schöpft man ihn im herbst mit der boll;
Fischart Garg. 271 a unter vielen andern gefäszen nennt auch hengeimer, bollen, wassertupfen, und schon das mhd. gedicht vom hausrat z. 19 sagt:
eimber unde bollen
endarf ich niemen verzollen.
ahd. ist hirnipolla, mhd. hirnbolle, cranium, ags. bolla vas, heáfodbolla cranium. alle diese wörter können mit jenem boll rund, gewölbt zusammenhängen, aber auch das folgende bolle sein.
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BOLLE,
f. gemma, folliculus floris, was auch balg (1, 1084) und lautverschoben dem lat. follis entsprechend; wie in belgan tumere liegt wiederum die vorstellung von boll rotundus, tumidus nahe, die knospe schwillt, wölbt, wirft sich auf, ründet sich. ein ahd. pollun f olliculos hat Graff 3, 96. wer weit aufsteigen will, kann das skr. phal findi, dissilire ( Bopp 235 b), phull, se expandere, florescere (236 b) und dann auch folium,φυ`λλον, flos und blume vergleichen. halten wir hier bolle knospe fest, das freilich diesem letzten worte heute meistentheils gewichen ist. mhd. Ben. 1, 119 a:
man siht ûf dem zwîe
bollen, die sich went ûf tuon. MS. 1, 189a.
Mich. Herr im verdeutschten Columella 26 a vom weinstock redend sagt: so ausz ieden berbollen ( tragknospen) vil fruchtbare schosz uszschieszen; 193 a also das die boll gerad in der mitte steh. verbind es, das es on schaden der bollen wol anzogen sei. so findestu dann nach ein und zweinzig tagen, das die boll recht und volkomenlich in den frembden baum verwachsen ist. gemeint wird das geimpfte auge, die knospe. auch Stalder 1, 199 nennt bolle die erste knospe an den zweigen fruchttragender bäume.
wenn aber sie sehen die boum frü blügen und die bollen herfür stechen, so der winter noch nit ganz enweg ist, so hoffen sie nit vil oder guote frucht zuo erlangen. Keisersb. bilg. 32 a; wie sie gleich sein dem teufel in verderbung der frücht und der bollen. s. d. m. 89 a; die äuglein oder bollen sind ein begrif des ganzen gewächses. Muralt eidg. 10; das auch die schosz und bollen auf anderen frembden und unterschiedlichen bäumen gerne bekleben. Sebiz 322; keinen baum solt zweigen ( pfropfen) , dem schon die bollen geschossen sein. 328. einige setzen das wort männlich: der den bollen für die rosen halten will und abbrechen, was hat er? Paracelsus 2, 470 c.
Zumal heiszen bollen die flachsknoten, lini capita: poll oder knodt an einer herdtflachs, adula oder leinhaupt. voc. 1482 z 4 b; diesem zahmen flachs ist der wilde ganz gleich, doch mit bollen gröszer. die bollen am wilden gehen in der sonnen nicht auf. Tabernaem. 1206; der lein soll in den bollen oder knoten aufbehalten werden. Hohberg 1, 105 b; mhd. ein saeme heizet coriandron,
gelîch ist er lînpollon. Diemer 78, 29.
auch von ihrer runden gestalt die kartoffeläpfel und roszäpfel: anstatt der lauteren erde kan man ganz warme roszbollen in grosze scherben thun, sie wol eintrucken und zwei daumen hoch gute mit sand gemengte erde darauf schitten. Hohberg 3, 608 b. vgl. Schm. 1, 170.
Bedenklich aber kann die anwendung auf zwiebel, allium cepa scheinen und hier bolle aus kürzung des it. cipolla, sp. cebolla entspringen, woher zwiebel, zibolle, zippel selbst rührt. Göthe schreibt 58, 157: die rübenform ist jedem bekannt, so auch die gestalt der bollen, letztere sind aufgeschwollene, in sich selbst abgeschlossene wurzeln, keim neben keim auf der oberfläche vertheilt. vgl. bulbus, βολβος.
Ohne anstand braucht Fischart bollen von corallen: corallenbollen. Garg. 119 b; das paret von gutem schwarzen sammat mit einer schönen schnur von guldenspangen und bollen. 282 a. schweiz. sind bollen das schrot zum schieszen: hasenbollen. Stalder 1, 200.
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BOLLE, f. populus, was bolde. s. bollweide.
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BOLLE,
m. taurus, schreiben einige für bulle. s. bollenschmaus.
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BOLLECHTIG,
bulbosus: meercondrillen und bollechtige condrillen (chondrillae). Tabernaemont. 604.
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BOLLEISEN,
n. sprödes, ungeschmeidiges eisen.
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BÖLLELEIN,
n. globulus stercoris: item die carmosinen orläpplin, aber das verguldet daran risz mir einmal ein flecken pöllelin so hart hinweg, dasz es mir das ganz verbronnen hinderdorf schund. Garg. 136b. Schm. 1, 170 hat mausböllelein mäusedreck. vgl. bohne 6.
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BOLLEN,
gemmas protrudere, pullulare: das sie anfohent grünen und herfür bollen und brossen. Keisersb. post. 1, 4; wegen seines weiszen und vil bollenden blusts, welcher sich den kronen des maszholders vergleicht. Thurneisser infl. wirk. 14. bairisch, das pferd bollt, läszt äpfel fallen. Schmeller 1, 170.
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BOLLENBICKER,
m. sitta europaea, spechtmeise.
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BOLLENBLUME,
f. ranunculus bulbosus.
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BOLLENGEWÄCHS,
n.
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BOLLENSCHMAUS,
m. wo nur männer (bullen, stiere) sitzen:
drum hab ich gar zu gern
die bunten reihn beim schmause;
ein wunderlich gesause
verüben lauter herrn:
in Hamburg, wo man sitte kennet,
wird solches bollenschmaus genennet. Voss 5, 88.
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BOLLER,
m. schweiz. 1) ein bauchichtes fäszchen. 2) ein nuszknacker.
3) ein kurzes, dickes schieszgewehr, stutzer.
4) ein kleines dickes weibsbild. Schmeller 1, 169 hat der aufboller, der vorderste grundpfeiler eines zauns.
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BÖLLER,
m. was boler, doch heute im sinne von mörser, aus dem feuerkugeln geworfen werden, auch kleiner kanonen. man schreibt auch pöller.
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BOLLERN,
was poltern, boldern, tumultuari, strepere, eigentlich übereinanderwerfen, wälzen: do het disz nit recht gethon, do het die nit recht gesehen, bollerent und bellen über eins hie und über das ander dört. Keisersb. bilg. 140 d; er erwüscht ein bengel und hielt mir ihn für die nase und bollert warlich seer grewlich, als wolt er mich ietzu schlagen. Alberus ehbüchl. B 1 a (1565. 2 b); wann die männer zürnen und pollern. G 2 a (1565. 41 a); im dictionarium setzt er: ich poller, detono;
wurd erst ein grosz anstoszen,
ein pollern und anposzen. H. Sachs I, 307a. 520b;
was bollret drauszen vor dem thor,
ist der teufel odr sein muttr davor?
Joh. Römolt fein chr. spiel F 3a;
ich bollerte aber deswegen darum nicht so gar greulich. Simpl. 1, 597. Schuppius häuft sogar bollern und poltern (sämtl. schr. 1719. 1, 475): da wirstu einen rechten trostreichen prediger hören, der nicht also poltert und bollert, wie dieser unsinnige pfaf. H. Sachs braucht es auch transitiv für vexare, gerade wie boldern und bochen 7:
thet mich sehr pollern und sprengen.I, 500d,
wodurch sich die ähnliche bedeutung des stoszens und werfens erweist. vgl. uberbollern und bullern.
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BÖLLERSCHUSZ,
m.
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BOLLHETZER,
m. qui instigat canes in taurum: schwäbische blinde leirer, englische bären- und bollhetzer. Fischart groszm. 88.
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BOLLIG,
bulbosus, bollechtig.
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BOLLMEHL,
n. was aftermehl, was zuletzt aus den mühlsteinen läuft. vgl. poll bei Schm. 1, 280.
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BOLLWEHR,
f. propugnaculum, schutzwehr, statt des gewöhnlichen bollwerk, in den wörterbüchern noch fehlend: eine bollwehr zwischen ihnen und den Galliern. Niebuhr 3, 322.
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BOLLWEIDE,
f. populus, was bolde, bolle.
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BOLLWERK,
n. munimen, vallum: polwerk oder schloszvestung. voc. 1482 z 4 b; bollwerk mit pfälen, vallum. Dasypod. 307 b; bollwerk, agger, schitte ( l. schütte), damm, ein erschitter ( aufgeschütteter) hoher weg. Serranus a 6 a; bollwerk, vallum, propugnaculum, agger, pila in aqua. Maaler 74 d. Henisch 449; welchs aber bewme sind, die du weist, das man nicht davon isset, die soltu verderben und ausrotten und bolwerg draus bawen wider die stad. 5 Mos. 20, 20; kamen an die stad mit bolwerg. 2 kön. 24, 10; belegt sie (die stad) und bawet grosze bollwerg drumb. pred. Sal. 9, 14; ist sie eine maure, so wöllen wir silbern bollwerg drauf bawen. hohelied 8, 9; ich wil dich belagern rings umbher und wil dich engsten mit bolwerg und wil wallen umb dich auffüren lassen. Es. 29, 3; bolwerk machen zur wehre. Jer. 33, 4; mache eine belegerung drümb, und bawe ein bolwerg drumb und grabe eine schut drumb und mache ein heer drumb und stelle böcke rings umb sie her. Ez. 4, 2; die schütt aufwerfen und die bolwerk bawen, das vil leute umbbracht werden. 17, 17; sie machten das steinen bolwerk. H. Staden e 1; man verwaret auch die festung mit bollwerken oder rundelen von erden oder holz aufgericht. Kirchhof mil. disc. 198; morgens frü nam er das bollwerk und schlosz ein. Garg. 208 a; mit starken pollwerken, thürnen und mauren runds umm bewaret. bienenk. 182 a; polwerk. H. Sachs I, 543 b;
wir pawen zwei polwerk, die sein fest. Soltau 288;
ein bollwerk grosz von erden.409;
wir haben ein bollwerk, das ir wist,
mit namen heiszt es zum schwert.410;
ein pollwerk znechst der burg herbei
ist weit und gwaltig aufgepawt.
Schmelzl lobspr. 102;
die stadt mit polwerk und graben
sehr fest gemacht und hoch erhaben.Ayrer 1b;
er hat sich durch ein bollwerk von verwickelten metaphysischen unterscheidungen befestiget. Kant 8, 111; keines dieser bollwerke wird unter den orten genannt, welche Coriolanus und die Volsker eingenommen haben sollen. Niebuhr 2, 107; die magna charta, ein bollwerk der englischen freiheit;
von unsern brüdern ward dies bollwerk aufgethürmt.
Gotter 2, 385;
nicht ihn (den strom) zu hemmen vermag der brücken gewaltiges bollwerk. Voss Il. 5, 89.
Diesen ausdruck scheint erst die kriegskunst des 15 jh. einzuführen, aus dem 14 ist kein beispiel zur hand, er verbreitet sich aber dann allenthalben, nnl. bolwerk, ebenso im teutonista, schw. bolverk, engl. bulwark, poln. bolwark, russ. bolverk'', franz. boulevard, it. baluardo (vgl. aufziehung 1, 785), sp. baluarte, doch das mlat. bolevardus bei Ducange 1, 716b ist erst aus Breidenbachs reise (im j. 1483) geschöpft, und von ihm liegt das ältere burgvardus (DUCANGE 1, 816c) in form und bedeutung ab. werk läszt sich wie in antwerk machina (1, 507) nehmen, boll aber sowol von bohle assis, als von bolen werfen herleiten, denn Schmeller 4, 141 gibt stellen, wonach bolwerk tormentum ausdrückt, folglich eins wäre mit böller: ein gerüste, damit man grosze stain wirft in die schlosser. dann aber heiszt es wieder: bolwerk mit gesteckten bölen, vallum praefixis sudibus. auch ist boulevard, baluardo immer rempart, wall, nicht böller, doch liesze sich voraussetzen, dasz die aufgeworfnen wälle mit böllern besetzt waren. pfalwerk kann bollwerk schon darum nicht sein, weil der bekannte pfalgrabe, polgrabe nie bollgrabe heiszt. die belege geben auch steinen bollwerk.
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BOLLWERKEN,
vallo munire, Stieler 1430. 2558. nnl. bolwerken: de stad is sterk gebolwerkt; vgl. verbollwerken. Tobler 67b hat das part. bollwerchet für ungeschliffen, unausgearbeitet, wie ein klotz im bollwerk.
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BOLLWERKSWEHR,
f. auszenwerk vor der stirn des bollwerks, verbindet ungefüg bollwerk und bollwehr. Stieler 2512.
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BÖLNER,
m. was boler, böller, mörser: es sein auch aus den mörsern und bölnern etlich guot feur geworfen worden. Frank chron. 228b.
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